In "Unser keltisches Erbe" findet sich folgender Text:
Flurnamen
Nach den geschilderten Gegebenheiten ist es wohl nicht denkbar, daß die Namensgebung der Fluren nach Ameisen, Grillen, Mücken,
Gelsen, Amseln, Vögeln, Hühnern, Gänsen, Enten und anderem Kleingetier erfolgt wäre, wie es die Flurnamenforscher allen Ernstes und ohne dabei zu erröten, behaupten. Tiernamen solcher Art wurden, ebenso wie Pflanzennamen, sicherlich überhaupt nicht für Flurkennzeichnungen verwendet, da deren Gattungen überall vorhanden waren und daher nicht ortsbestimmend gewesen sein konnten.
Unseren vielen schönen alten Märchen können wir entnehmen, daß der Mensch gewohnt war, in engem Kontakt mit gefährlichen Wildtieren zu leben, wie Wölfen und Bären, deren Vorhandensein im dichten Wald, sozusagen vor seiner Türe, ihm vertraut war. Selbst diese Raubtiere waren nicht landschaftsbestimmend genug; sie scheinen kaum in Flurnamen auf.
Für die Flurnamenbenennung mußten ganz andere, lebenswichtige Gegebenheiten, wie Fluchtburgen, Tore, Wälle, Wehrtürme, Straßen, Brücken, Furten, Verhaue, Höfe, Dörfer usw. oder markante Landschaftspunkte und -szenerien, wie Flüsse, Seen, Felsen, Berge, Wälder, Tobeln, Täler ... auschlaggebend gewesen sein. Denn bis heute ist noch niemandem, der eine Gegend mühevoll gerodet und zu seiner Heimstätte gemacht hat, eingefallen, diesem seinem entbehrungsvoll abgerungenem Land einen nichtssagenden Namen nach Gelsen, Mücken, Grässern, Sträuchern ... zu geben, oder sonst einen Namen einfach aus der Luft zu greifen.
Dr. Michael Buck *1832, + 1888 schreibt ... am Christabend 1879 in Ehingen ... Es ist keine Frage, daß wir in Oberdeutschland mit Fug und Glimpf Romanisches und Keltisches zur Vergleichung herbeiziehen dürfen, aber wir müssen darin Maß halten und dem Grundsatze huldigen, eine zweifelhaften Namen so lange für deutsch laufen zu lassen, als er aus dem Deutschen befriedigend erklärt werden kann und als er nicht durch handgreifliche Übereinstimmung mit zweifellos fremden Ortsnamen sich als Fremdling erweist. Da dieserlei Gäste heuzutage ganz ungefährlich sind, können wir sie ruhig beheimsen, ja ich meine, wir sollten sie als Andenken an die Ahnen jenes Prozentsatzes gallo-romanischen Blutes, das in unseren Adern rollt, für und für in sipplichen Ehren halten.
Eigener Kommentar: Ein sehr wichtiger Schlüssel zum Verständnis ist der Dialekt. Man kann sich wohl gar nicht so richtig vorstellen, was damals bei der Namenserfassung alles gesagt ... und andererseits gehört ... und ganz anderes geschrieben wurde. Lüsse von lat. luxus = gute Fruchtabekeit des Bodens, wurde so wohl zum eingedeutschten (Sch)lüsse(l). Die Bauernhöfe hatten jahrtausendelang nur Riegel, keine Schlüssel.
Eichstätt im Oktober 2009, Rupert Stadler
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